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Kurzgeschichten und Wissenswertes über Land und Leute sowie Reiseberichte

von Peter Höher 21 Juli, 2021
Die Herstellung von Scotch Whisky „is a little bit complicated“. Das hier ist dazu quasi der “Crash Kurs” der Whiskyerzeugung. Auf geht’s: Mälzen – die Gerste wird zum Keimen gebracht. In große Tanks zu diesem Zweck mit reinem Quellwasser versetzt. Die nun feuchte Gerste wird auf den „malting floors“ ausgebreitet, regelmäßig gewendet und dabei Stärke in Zucker verwandelt. Ist der Keim ungefähr so groß wie das Korn wird der Prozess abgebrochen. Die gekeimte Gerste wird zum Darrboden gebracht und über Feuer getrocknet. Die Zugabe von Torf erzeugt bei vielen Malts den typisch rauchigen Geschmack. Die derart gemälzte und getrocknete Gerste wird danach gemahlen. Nur noch wenige Brennereien machen heute das Mälzen noch selbst. Brauen – der Gerstenschrott kommt in riesige Bottiche den „mash tuns“ und wird mit heißem Wasser aufgefüllt. Das Maischen beginnt. Wem das bisher als Biererzeugung vorkommt, hat vollkommen Recht. Durch ständiges Rühren wird der Zucker innerhalb von zirka 6 Stunden aus der Gerste ausgeschwemmt. Die Zuckerlösung wird abgekühlt und kommt in 6 Meter tiefe Holzbottiche den „wash tanks“. Dem Fass wird nun Hefe zugesetzt und dabei der Zucker in Alkohol umgewandelt. Nach 2 bis 3 Tagen ist dieser Prozess beendet und wir haben ein Bier mit rund 7% Alkoholgehalt, das sich flugs auf dem Weg zu den Brennblasen macht. Brennen - das Bier wird nun in der ersten Brennblase auf knapp unter 80 Grad erhitzt. Da Alkohol einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser hat, verdampft nun in erster Linie der Alkohol. Über einen Kondensator wird die Flüssigkeit abgekühlt und wandert mit etwa 20% Alkohol in die zweite Brennblase wo der erste Vorgang wiederholt wird. Ist dieser abgeschlossen kommt das wasserklare Destillat mit rund 70% in die Fässer. Es folgt nun die Reifung zum trinkfertigen und geschmackvollen Produkt in verschiedenen Fassgrößen („butt“ – 500l, „hogshead“ – 250l, „barrel“ – 158l) wie wir es kennen. In der Regel handelt es sich um Eichenholzfässer. Es werden aber auch Fässer von gebrauchten Bourbon-Whisky, Sherry und Portwein verwendet. Nicht nur die verschiedenen Fässer, sondern auch der Ort der Lagerung und die Lagerdauer machen die große Geschmackspalette des Scotch Whiskies aus. In den riesigen Lagerhäusern den „warehouses“ lagern Unmengen an Fässern. So zum Beispiel bei Glenfiddich um die 50.000 Stück. Wir hoffen unsere kleine „Whisky-iologie“ hat Euer Interesse an einer uralten Tradition geweckt. Am besten könnt Ihr Euer Wissen bei einer unserer Wander- und Trekkingtouren vor Ort in den „Distilleries“ vertiefen. „Slàinte mhath“ – Prost auf Gällisch!
von Peter Höher 10 Mai, 2021
Allein schon die gesetzlichen Bestimmungen sorgen dafür, dass schottischer Whisky einmalig ist. Mindestens 3 Jahre in Schottland im Fass gereift mit mindestens 40% Alkoholgehalt. Es gibt drei Grundsorten: Malt Whisky – nur aus reinem Gerstenmalt, Grain Whisky – aus verschiedenen Getreidearten und der Blend Whisky – ein Verschnitt aus Malt und Grain verschiedener Destillerien. Malt Whisky ist hierbei der Teuerste aber auch der Beste. Nur Wasser, Gerste und Hefe darf dazu verwendet werden. Das Highend Produkt dabei ist der Single Malt – aus nur einer einzigen Destillerie. Innerhalb einer Brennerei dürfen jedoch die einzelnen Jahrgänge vermischt werden. Die Altersangabe auf der Flasche muss jedoch mit dem „Jüngsten“ angegeben werden. Dh. Bei einem 18-jährigem Single Malt ist der jüngste Malt 18 Jahre alt. Würde nur ein Tropfen 12-jähriger dabei sein, müsste daher 12 Jahre auf der Flasche stehen. 40 bzw. 43% Alkoholgehalt haben diese Single Malts. Eine besondere Form sind die sogenannten „cask strengths“-Abfüllungen mit 50 bis 60%. Zur Auswahl stehen rund 500 verschiedene Single Malts. Einfach paradiesisch! Ein weiterer Malt Whisky ist der Vatted Malt. Ein Gemisch aus mehreren Malt verschiedener Destillerien. Beide nennt man auch Pure Malts, denn die Grundlage ist immer nur gemälzte Gerste. Die meistverkauften sind die Blended Whisky in unzähligen Ausführungen. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass sich mehr als 800 verschiedene Substanzen, Ester und Aromen in einer einzigen Flasche Single Malt befinden. Deshalb so yummy, yummy!
von Peter Höher 16 März, 2021
U ralte Tradition – das Lebenswasser der Schotten. „Uisge beatha“ aus dem gälischen hergeleitet bedeutet „Wasser des Lebens“. Erste Nachweise stammen aus dem 15. Jahrhundert. Und es hat auch nicht lange gedauert bis die Obrigkeit begann Steuern darauf einzuheben. Was dazu führte das es Ende des 18. Jahrhundert schätzungsweise 14.000! Schwarzbrennerei gab. Ob dieses Zeugs allerdings zum „Saufen“ war darf stark bezweifelt werden, denn Zweck hat es jedoch mit Bestimmtheit erfüllt. Erst im Jahr 1823 bestimmte das Gesetz das man um 10 Pfund jährlich eine offizielle Lizenz erwerben konnte. Das ist auch der Grund warum die meisten Gründungen der noch heute tätigen „Distilleries“ um dieses Datum herum liegen. Es war jedoch die Reblaus die die Popularität schlagartig erhöhte und der Scotch Whisky seinen Siegeszug um die Welt antreten konnte. Die Reblaus wars Ende des 19. Jahrhundert trank die feine englische Gesellschaft vornehmlich französischen Cognac. Die Reblaus von Amerika auf das europäische Festland „verschippert“, vernichtete aber nahezu die gesamte Weinernte. Schlagartig saßen die Engländer am Trockenen. Und schwups die wups wurde auf Scotch Whiksy umgestellt – und der abendliche Rausch war wieder gesichert. Wurde Whisky zunächst nur in Fässern verkauft, so war „Glenfiddich“ die erste Distillery die ihn in Flaschen abfüllte. Ein Umstand der „Glenfiddich“ noch immer die „Nummer Eins Position“ bei den Single Malts beschert. Aufgrund der Schreibweise „y“ am Schluss ist auch hier klargestellt, dass es sich um Scotch Whisky handelt. Die amerikanischen bzw. irischen Gegenstücke enden auf „ey“.
von Peter Höher 04 Jan., 2021
Geografisch eignen sich für den Einsteiger in die Highlands am besten die „Speyside“, das Zentrum der Whiskyindustrie. Entlang des River Spey von der Mündung in die Nordsee hin zu seinem Ursprung ist ausgesprochen lieblich und die Berge hier blicken auch von Meereshöhe aus noch freundlich drein. Hier liegt auch die Whiskyhauptstadt „Dufftown“ mit gleich sechs „Distilleries“, das höchstgelegenste Dorf der Highlands „Tomintoul“, das im Winter schon mal mit 3 Meter Schnee aufwarten kann, sowie Aberlour der Produktionsstätte der bekannten „Walker-Kekse“. Schottland ist flächenmäßig etwa gleich groß wie Österreich und beschlagnahmt ein Drittel der britischen Inselfläche. Über 27.000 Seen (die „Lochs“) sorgen für mehr als 90 Prozent des Süßwassers der Insel. 11.800km Küste und 50.000km Flüsse runden das Naturspektakel ab. Im Naturparadies Highlands leben zudem gerade mal 4% der schottischen Bevölkerung von zirka 5 Mio. Dafür aber Unmengen an Schafen, Wild und nun auch wieder vermehrt das langzottelige „Highland Cattle“, die schottische Antwort in Sachen Rindvieh.
von Peter Höher 12 Nov., 2020
n den Grampians Highlands befindet sich der Cairngorm National Park mit seinem massiven und zum Teil beinahe angsteinflößenden Bergen. Unberührte Natur, einsame Pfade und Zeltplätze inklusive. Auch der berühmteste Bergpass „Lairg Ghru“ befindet sich hier und ist wie vieles in diesem Teil Schottlands nur zu Fuß erreichbar. Obwohl dieser Pass unter 1.000 Höhenmeter liegt, sind die Gefahren nur unwesentlich geringer als am Ben Navis. In den Cairngorms gibt es aber auch Schigebiete! Ja, richtig gelesen. Ebenso beim Kingshouse Hotel am West Highland Way am Ende des 20km einsamen Marsches durch das Rannoch Moor. Wie ich da in der Ferne einen Sessellift erblickte, zweifelte ich stark an meiner Sehkraft und führte dies zunächst auf meinen übermäßigen Sauerstoffkonsum zurück. Nein liebe Leser, es war nicht der Whisky! Der Weitwanderweg West Highland Way führt durch den zweiten National Park „Loch Lomond & Trossachs“ mit dem namensgebenden größtem Süßwassersee samt der einzigen Makrele die sich auch außerhalb von Salzwasser wohlfühlt.
von Peter Höher 10 Sept., 2020
Nach der persönlichen Sicht über die Einwohner der Highlands nun zur geographischen Lage. Die schottischen Highlands (Hochland) sind die Gebirge im Norden von Schottland, unterteilt in die North Western Highlands und die Grampian Highlands getrennt durch den Great Glen Fault. Der höchste Berg ist der berühmt berüchtigte Ben Nevis und befindet sich in den Western Highlands. Für österreichische Verhältnisse wird der eine oder andere meinen, dass es sich lediglich um einen größeren Hügel handelt, aufgrund seiner relativ geringen Höhe von 1.344 Meter. Vielleicht kann sich der erfahrene heimatliche Bergwanderer auch vor Lachen nicht halten, aber spätestens vor Ort in Fort William schaut die Sache dann anders aus. Warum? Was? Das sollen richtige Berge sein! Fort William am Fuße des Ben Nevis (1.344m) liegt auf Meereshöhe, also auf NULL Meter. Anders wie bei uns, hat man so den ganzen Berg vor sich. Die Bezeichnung Ben Navis kommt aus dem gälischen und bedeutet ungefähr so viel wie der „Furchtbare“! Und diesen Namen wird er mehr als gerecht. Hat man Glück mit dem Wetter braucht man rund 6 Stunden für Auf- und Abstieg. An 9 von 10 Tagen hat man dieses Glück nicht. An diesen Tagen lässt sich die schottische Variante des Mount Everest nur schwerlich erklimmen und sollte man es trotzdem irgendwie schaffen nach oben zu kommen verweigert unendlicher Nebel den fantastischen Ausblick auf beinahe alle Berge der Highlands. Er ist einer der wenigen Berge, wo es auch im Hochsommer passieren kann, dass man am Gipfel eine Schneeballschlacht schlagen kann. Kurz gesagt: Ganzjährige Schneegefahr und jederzeit hochalpine Gefahren ab spätestens 600 Höhenmeter. Den Schotten unterstellt man ja gerne geizig zu sein (was im Übrigen nicht stimmt), aber in diesem Fall ist es nur die Höhe des Berges und mit Bestimmtheit nicht die Herausforderung.
von Peter Höher 13 Juli, 2020
Ich möchte mit der letzten Anekdote schließen, die sich einige Tage später kurz nach Bridge of Orchy ereignete. Irgendwie war auf einmal nicht klar wie der Weg weiterging. Etwas den Hang hinunter sah ich jedoch eine weiß getünchte Farm. Ich stiefelte hinunter und im Garten des Hauses werkelte der Bauer. Meine Frage nach dem Weg wurde wie folgt beantwortet: „Der Kaffee ist gerade fertig geworden“. Und ehe ich es mir versah hatte ich eine gute Tasse Kaffee in der Hand und gestenreich erklärte er mir dabei den Weg. Wie ich mich verabschieden wollte, sagte er ich solle kurz warten. Wenige Sekunden später kam er aus dem Haus, zog sich dabei die Jacke an und teilte mir mit, dass er mir den Weg zeigen werde. Eineinhalb Stunden lang begleitete er mich bis wir schließlich im Rannach Moor anlangten. Dort erzählte er mich noch eine kurze Geschichte über die Besitzer dieser einsamen Gegend, der berühmten schottischen Familie „Fleming“, schließlich ist kein geringerer als Ian Fleming der geistige Vater von James Bond. Diese bleibenden Erinnerungen meiner ersten Eindrücke über die Schotten begleiten mich nun schon seit vielen Jahren auf meinen Wegen durch die schottischen Highlands.
von Peter Höher 26 Mai, 2020
Mein persönlicher Crashkurs in Whisky-Kunde Am Ende des ersten Tages meiner Wanderung in Drymen ging ich nach dem Abendessen noch auf einen Schlummertrunk ins Pub meines Hotels und bestellte bei der Barfrau ein kleines Bier. Nachdem sie es mir an die Theke stellte, fragte sie ob ich auch einen Whisky haben möchte. Meine Antwort darauf war: „Davon habe ich leider keine Ahnung!“. Ein ehrlicher, aber auch folgenschwerer Satz. Rund vier Stunden lang wurde ich in die Braukunst und die verschiedenen Geschmacksrichtungen des schottischen Lebenswassers eingeweiht. Wie viele ich schließlich kosten musste weiß ich nicht mehr. Eines weiß ich aber sicher: Ich ging leicht besäuselt ins Bett und zum Glück musste ich nicht alle der 300 verschiedenen Whiskys die sich hinter der Theke befanden kosten.
von Peter Höher 22 Apr., 2020
Zahlreiche Filme, wie Mel Gibson’s „Braveheart“, „Highlander“ mit Christopher Lambert und „Rob Roy“ dem schottischen Nationalhelden um nur die bekanntesten zu nennen, wurden in den schaurig schönen schottischen Hochland gedreht. Diese imposante Naturkulisse muss man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Der geografischen, der geschichtlichen, der biologischen, der meteorologischen, der „Whisky-ilogischen“ und der persönlichen Sicht. Ich möchte mit der persönlichen Sicht beginnen und möchte Euch zunächst die Einwohner der Highlands vorstellen. Ich kann mich noch gut auf meine ersten Schritte am Stadtrand von Glasgow in Milngavie, dem Start des populärsten Weitwanderweges „West Highland Way“ erinnern. Hier machte ich das erste Mal Bekanntschaft mit der schottischen Gastfreundschaft. Ein bisschen hilflos irrte ich in dem kleinen Vorort in der Fußgängerzone umher auf der Suche nach einem Quartier. Ein älterer schottischer Herr sprach mich an, ob er mir den helfen könne. Ich sagte ihm ich wäre auf der Suche nach einem Bed & Breakfast. Er lachte und sagte ich solle mitkommen. Wir gingen einige Schritte und standen etwas später vor einem Parkplatz. Er ging zu einem Wagen und bat mich einzusteigen. Fünf Minuten später hatte er mich beim B&B seiner Schwester abgesetzt. Die Abendunterhaltung drehte sich nur um meine Wanderung und ich wurde regelrecht mit nützlichen Tipps dazu überschüttet. Zum ausgezeichneten Frühstück wurde auch noch mitten am Tisch die österreichische Fahne gehisst.
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