
Der Cairngorm National Park, der größte seiner Art auf den
britischen Inseln, sollte uns nun schon zum zweiten Mal in seinen Bann ziehen. Und auch auf dieser Tour schaffte er es spielend uns zu verzaubern und zu überraschen. Obwohl es die zweite Runde
war spielte die Zahl "Drei" eine nicht unwesentliche Rolle: Drei Buben und drei Mädels, drei Deutsche und drei Österreicher und drei Zelte! Der erste Teil des Weges wurde mit dem Zug von Aviemore
nach Kingussie zurückgelegt. Und nach den ersten Metern auf Asphalt konnte es bei "Ruthen Baracks" auch schon ab in die Natur gehen. Ein "Highland Cattle" wünschte uns dort noch viel Glück für
unser Vorhaben. Nach dem wir einen kleinen Aufstieg geschafft hatten, ging es durch meterhohes Heidekraut hinab ins "Glen Tromie".

"River Tromie" war nun unser Begleiter für die nächsten beiden Stunden. Gemütlich flach zum Laufen und
mit herrlichen Ausblicken. Auf diese Art war der zum Teil asphaltierte Weg leicht zu schaffen. Nach der Brücke des "Gaik Estate" suchten und fanden wir einen genialen Platz am Fluss "Allt Bhran"
für unser erstes Camp. Es folgten die Instruktionen zum Aufstellen unserer Hilleberg Zelte und Abendtoilette direkt am Fluss. Im Hauptzelt ging es nachher noch hoch her, wie der
Whiskyverbrauch zeigte. Ausgelassenheit muss am ersten Abend in freier Natur nun doch gestattet sein. Es wurde eine angenehme ruhige Nacht. Das es auch ganz anderes geht sollte uns
die nächste Nacht eindrucksvoll zeigen.

Heute galt es den alten Flucht- und Angriffspfad der Jakobiter aus dem 18. Jahrhundert zu meistern, den
"Minigaig". Nach Abbruch des Lagers standen daher Orientierung und Navigation am Programm und bis auf einen kleinen Umweg von 500 Metern durch die Heidelandschaft waren wir stets am richtigen
Weg. Das Wetter meinte es jedoch zunehmend schlechter mit uns. Am Plateau des "Uchd a Chlarsair" wurde der Wind dann doch echt "A....kalt"! Einzig die zahllosen Hirschherden die zum Teil knapp
vor uns den Weg kreuzten hielten uns bei Laune. Der Abstieg brachte uns jedoch bald in windgeschütztes Terrain und der daraufhin flache und breite Weg verbesserte die Stimmung zusehends.
Kurz hinter der "Bruar Lodge" suchten wir uns in den Flussauen des "Bruar Water" einen Platz für unser Nachtlager. Etwas müde und schlapp vielen wir in unsere Zelte. Nach Mitternacht wurde es
eine äußerst stürmische Nacht und der orkanartige Sturm sollte uns bis am frühen Nachmittag an unserem Aufbruch hindern.

Wer in den Highlands auf Wanderschaft geht muss auch manchmal ein gutes Stück Geduld mitbringen und so
konnten wir erst um 15 Uhr wieder aufbrechen. Flotten Schrittes, da der Wind noch immer kräftig blies, legten wir in rekordverdächtiger Zeit den Weg nach "Blair Atholl" zurück. Der örtliche
Caravan Park brachte uns umgehend in beste Stimmung und die Zeit in den Duschen war auch rekordverdächtig. Derart zivilisiert konnte es losgehen ins Pub des Five Arms Hotel. Bei regelrechter
Tropenhitze genossen wir "Hagies"-Varianten und selbstgebrautes Bier. Dass man sich auf diese Weise sehr rasch wieder regeneriert zeigte uns Claudia auf den Nachhauseweg. Oder vielleicht hatte
sie auch nur eine Vorahnung auf den nächsten Tag, den dieser sollte uns den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein bescheren.

Der Weg ins "Glen Tilt" an sich schon an Schönheit kaum zu überbieten, steigert sich jedoch bei strahlendem
Wetter dann noch gewaltig. Auch die Kunst der Hirtenhunde beim Schafe treiben konnten wir bestaunen. Gemütlich langsam ansteigend ging es in eines der lieblichsten Täler von ganz Schottland. In
kindlicher Ausgelassenheit wurden am Schlafplatz die Zelte aufgestellt und in der Wiese liegend die Natur aufgesaugt. Und das Brunftzeit ist konnte noch vor Anbruch der Nacht ausgiebig gelauscht
werden. Einige von ihnen konnten es in der Nacht auch nicht lassen unser Lager etwas genauer unter die Lupe zunehmen. Die Stimmung und Atmosphäre ist schwer zu beschreiben, man muss es einfach
selbst erleben hier zu sein im Einklang mit der Natur und seinen Bewohnern.

Obwohl wieder bewölkt konnte es bei angenehmen Temperaturen weitergehen. Zunächst vorbei bei den "Falls of
Tarf", noch ein wenig nach oben und danach auf flachem Terrain. Heute wurde die Disziplin "Flussüberquerungen" zum Maß aller Dinge und unser kleiner Tross lernte rasch dazu, auch wenn man
manchmal etwas länger im Bach suchen musste um den nächsten Stein zu finden. Derart geübt ging es danach immer flotter. Bei den Ruinen der "Bynack Lodge" wurde gerastet bevor es zur "White
Bridge" weiterging. Hier an der Mündung von "River Dee" und "Geldie Burn" sollten wir die nächste Nacht verbringen.

Die ersten 90 Minuten des heutigen Tages ging es zunächst im Tal des des "River Dee" zum "Linn of Dee" und
der ersten Pause. Und das es wieder Wochenende war, zeigten uns vermehrt nun auch andere Wanderer. Zunächst durch dichten Wald und danach mit Blick auf die umliegenden Berge ging es dem "Lui
Water" entlang und wenn man nicht aufpasst kann man sehr leicht die Abzweigung zum "Bob Scott's Bothy" übersehen, was wir natürlich nicht getan haben. Das Bothy war zwar bereits besetzt, der
guten Laune hier am Fluß bei Sonnenschein einen guten Kaffee zu trinken tat das jedoch keinen Abbruch. Seele baumeln lassen und einfach geniessen. So soll es, nein, so muss es
sein!

Aufbruch zum letzten Tag und der fiel uns wirklich nicht leicht. Die Gewissheit dieses Naturparadies wieder
zu verlassen, schmerzt. Also brachen wir schweren Herzens unser letztes Nachtlager ab und gingen zunächst ein kurzes Stück vom letzten Tag zurück. Nach "Inverey" wurde kurz gerastet bevor es
weiter Richtung "Braemar" ging. Kurz vor diesem schmucken Städtchen inmitten des Nationalparks stand die allerletzte Pause am Programm, bevor wir uns aufmachten die letzten Schritte nach
"Braemar" zu wagen. Da es hier aber gar so schön ist, war es ein würdiger Zieleinlauf und die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten wurden sofort genützt. Der eine oder andere hat sich auch mit einem
Schluck "Lagavulin" belohnt, schließlich bedeutet Whisky ja "Wasser des Lebens"!
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